Mein Mann wird bald sterben und möchte auf jeden Fall zu Hause bleiben. Wie soll ich das schaffen?

Die meisten Menschen möchten zuhause sterben – in vertrauter Umgebung, jederzeit in der Nähe derer, die sie lieben. Doch die Bedenken bezüglich der besten Versorgung sind groß und so sterben nach wie vor viele Menschen außerhalb ihres häuslichen Umfelds. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, um eine häusliche Betreuung auch am Lebensende für Betroffene und Angehörige gleichermaßen positiv zu gestalten.

Psychische Hilfe

Um Angehörigen den Umgang mit Sterbenden zu erleichtern, bieten viele unterschiedliche Gruppen Beratung an. Dazu gehören spezielle Pflegedienste, die Diakonie, Hospize oder Krankenhäuser. Aufgrund der erheblichen psychischen Belastungen durch den drohenden Verlust eines geliebten Menschen ist es sehr ratsam, eine der Möglichkeiten in Anspruch zu nehmen. Auch eine Therapie kann hilfreich sein, um die Situation zu bewältigen. Weitere wichtige Hilfestellungen können Selbsthilfegruppen für Angehörige leisten. Im Gegensatz zum eigenen Umfeld, das von der Situation oftmals überfordert ist, ist hier das gegenseitige Verständnis groß. Und auch praktische Tipps zu Ausstattung und Umgang mit spezifischen Problemen können ausgetauscht werden. Dabei können regionale Gruppen dem direkten Austausch bei Treffen und somit mehr Nähe dienen. Online-Gruppen hingegen ermöglichen den einfachen Zusammenschluss von Angehörigen und Betroffenen, die unter bestimmten, auch seltenen Erkrankungen leiden. Eine weitere Möglichkeit bieten gemeinnützige Organisationen, die Sterbenden letzte Wünsche erfüllen – dabei können wunderbare Momente und Erinnerungen entstehen.

Organisatorische und professionelle Hilfe

Gerade bei Sterbenden mit hohem Pflegebedarf ist die Kraftanstrengung für Angehörige kaum allein zu bewältigen, ein Verbleib zu Hause zu ermöglichen. Das ist jedoch auch nicht nötig, denn es sind einige Hilfsmöglichkeiten vorgesehen. Die wichtigsten bestehen im ambulanten Pflegedienst und in der ambulanten Palliativpflege sowie durch Hospizdienste. Während sich ersterer ein-, bei Bedarf auch zweimal täglich um die pflegerischen Bedürfnisse des Betroffenen kümmert, ist letztere auf die speziellen Bedürfnisse Sterbender ausgelegt. In dem Fall liegt der Fokus auf der Linderung von Symptomen und teilweise auch der psychischen Belastung. Hinzu kann die Unterstützung von Psychologen oder Seelsorgern kommen. Was in welcher Form möglich und nötig ist, wird am besten mit diesen Diensten beraten – sie haben ausreichend Erfahrung im Umgang mit dem schwierigen Thema. Zudem sind sie mit den verschiedenen Hilfsmöglichkeiten, auch regional, vertraut.

Finanzielle Hilfe

Es gibt mehrere Möglichkeiten, finanzielle Hilfsmittel am Lebensende zu erhalten, dazu zählen:

  • Pflegegeld für pflegende Angehörige
  • Pflegesachleistungen inklusive der Kosten für ambulante Pflegedienste
  • Bezahlung stationärer Kurzzeitpflege
  • Alltags- und Entlastungsbetrag für pflegende Angehörige
  • Kosten für Pflegehilfsmittel
  • Zuschüsse für eine pflegegerechte Wohnungsanpassung

Da die Beantragung und genaue Zusammenstellung nicht immer ganz einfach ist, ist es sinnvoll, sich im konkreten Fall beraten zu lassen. Wurde im Vorfeld eine sogenannten „Dread-Disease-Versicherung“, eine Versicherung für bestimmte schwere bis tödliche Erkrankungen, abgeschlossen, zahlt diese in vielen Fällen zusätzliche Maßnahmen beziehungsweise übernimmt deren Kosten.

Pausen machen

Gerade bei einer sich über Monate oder sogar Jahre hinziehenden Krankheit mit längeren stabilen Phasen geht Pflegenden und Unterstützenden oft die Kraft aus. Gleichzeitig entsteht Schamgefühl bei dem Gedanken, den Sterbenden – vermeintlich – im Stich zu lassen. Tatsächlich sind gerade in diesem Fall Pausen jedoch essenziell, um durchzuhalten und sowohl während des Sterbeprozesses als auch nach dem Tod nicht zusammenzubrechen. Gerade das ist auch im Sinne des Sterbenden, der sich oft nicht weniger um seine Liebsten sorgt als umgekehrt.

Diese Möglichkeit einer Pause bietet die Kurzzeitpflege, die bis zu acht Wochen pro Jahr in Anspruch genommen werden kann. Sie wird von ambulanten Pflegediensten und Pflegeheimen sowie Hospitzen angeboten. Hier ist man auf die besonderen Bedürfnisse Todkranker eingestellt und auch der Personalschlüssel ist am höchsten. Sinnvoll ist jedoch, sich deutlich vor dem Bedarf bereits bei einem Haus in der Nähe zu erkundigen und die Gegebenheiten in Ruhe kennenzulernen. Angehörige nutzen diese Zeit oft für einen Kurzurlaub, um auch die belastete Umgebung für eine Weile zu verlassen. Das ist umso wichtiger, wenn Kinder mitbetroffen sind. Kürzere Pausen können durch Freunde oder Pflegedienste ermöglichen werden – und sei es nur ein entspannter Spaziergang oder ein Treffen im Café.

Fazit

Sterben zuhause, dieser Wunsch kann den meisten Menschen erfüllt werden. Voraussetzung ist, alle Möglichkeiten der Unterstützung zu kennen und individuell bestmöglich zu nutzen. Das gilt vor allem für die nächsten Angehörigen, die oft die organisatorische und emotionale Hauptlast tragen.