Zahl der Pflegebedürftigen drastisch gestiegen

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Im Mai 2024 machte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eine alarmierende Aussage. Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland sei explosionsartig gestiegen und lag siebenmal höher als erwartet. Diese Entwicklung wirft Fragen nach den Ursachen, den langfristigen Folgen und dem Umgang mit finanzieller Hilfe auf und stellt Pflegedienste wie die den Pflegedienst Hauskrankenpflege Nordlicht vor enorme Herausforderungen.

Steigender Trend der Pflegebedürftigkeit

Laut dem Statistischen Bundesamt stieg die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland bereits in den Jahren 2017 bis 2021 signifikant an. Im Dezember 2019 waren 4,13 Millionen Menschen im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes pflegebedürftig. Im Dezember 2021 lag die Zahl bei 4,96 Millionen Menschen. Diese Steigerung von 20 % wurde auf die Einführung des weiter gefassten Pflegebedürftigkeitsbegriffs zum 1. Januar 2017 zurückgeführt. Alleine rund 160.000 Menschen mit Anspruch auf den Pflegegrad 1 wurden bis dato nicht erfasst.

Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat im Mai 2024 auf eine alarmierende Entwicklung hingewiesen. Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland ist im Jahr 2023 unerwartet stark angestiegen. Laut Lauterbach wurde aufgrund der demografischen Entwicklung ein Anstieg von etwa 50.000 Personen für 2023 prognostiziert. Tatsächlich lag die Zunahme aber bei über 360.000 Personen. Diese Zahlen verdeutlichen eine besorgniserregende Tendenz, die nicht nur die Pflegebranche, sondern die gesamte Gesellschaft betrifft.

Ursachen des Anstiegs an Pflegebedürftigen

Die Gründe für den starken Anstieg der Pflegebedürftigen sind vielfältig. Lauterbach führt den explosionsartigen Anstieg auf den sogenannten "Sandwich-Effekt" zurück. Das bedeutet, die Generation der Babyboomer, die nun ins pflegebedürftige Alter kommt, trifft auf die Generation ihrer Eltern, die ebenfalls Pflege benötigt. „Zu den sehr alten, pflegebedürftigen Menschen kommen die ersten Babyboomer, die nun ebenfalls pflegebedürftig werden“, erklärte der Minister. Erstmals gibt es also zwei Generationen, die gleichzeitig auf Pflege angewiesen sind. Außerdem sagt Lauterbach, dass es zahlreiche Krankheiten gibt, die früher kaum überlebt wurden. Fortschritte in der Medizin haben dazu geführt, dass die Zahl der Menschen, die bereits in jungen Jahren pflegebedürftig sind, zugenommen hat.

Ein weiterer Faktor ist die allgemeine demografische Entwicklung in Deutschland. Die Bevölkerung altert zunehmend, und die Lebenserwartung steigt kontinuierlich. Das führt zu einer höheren Zahl älterer Menschen, die Pflege benötigen. Zudem tragen chronische Erkrankungen wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen maßgeblich zur langfristigen Pflegebedürftigkeit bei. Auch die Reform des Pflegebegriffs im Jahr 2017, die auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen wie Demenz als pflegebedürftig einstuft, hat zu einem Anstieg der Pflegebedürftigen geführt.

Zudem hat sich die Familienstruktur verändert. Immer mehr ältere Menschen leben alleine oder in kleineren Familienverbänden. Diese sind nicht in der Lage, die Pflegeaufgaben zu übernehmen. Früher wurden Pflegebedürftige oft von Familienmitgliedern betreut, heute sind viele auf professionelle Pflegedienste angewiesen.

Auswirkungen auf die Pflegebranche

Der starke Anstieg der Pflegebedürftigen hat weitreichende Folgen für die Pflegebranche. Pflegedienste und Pflegeheime stehen vor der Herausforderung, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden und zu halten. Der Pflegekräftemangel ist bereits jetzt ein ernsthaftes Problem, das durch den steigenden Bedarf noch verschärft wird. Dies führt zu einer erhöhten Arbeitsbelastung für das bestehende Pflegepersonal, was wiederum die Gefahr von Burnout und gesundheitlichen Problemen bei den Pflegenden erhöht.

"Mit dem aktuellen Beitragssystem alleine sei das Leistungsniveau der Pflege nicht zu erhalten", sagt Lauterbach. Die Kosten für Pflegeleistungen steigen konstant an und die Finanzierung der Pflegeversicherung gerät zunehmend unter Druck. Die Beiträge für die Versicherten werden weiter steigen müssen. Auch die Frage nach einer gerechten Verteilung der Pflegekosten wird immer drängender.

Langfristige Folgen und Handlungsbedarf

Die langfristigen Folgen dieser Entwicklung sind vielfältig. Es besteht ein dringender Handlungsbedarf, um die Pflegeinfrastruktur zu stärken und zukunftssicher zu machen. Dazu gehört die Ausbildung und Qualifizierung von Pflegekräften ebenso wie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege. Es müssen Anreize geschaffen werden, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen und so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Auch die Förderung von Präventionsmaßnahmen ist wichtig, um die Zahl der Pflegebedürftigen langfristig zu senken. Dazu gehören Gesundheitsprogramme, die auf die Vermeidung chronischer Erkrankungen abzielen, sowie Maßnahmen zur Unterstützung pflegender Angehöriger.

Eine umfassende Finanzreform in der Pflege ist laut Lauterbach in dieser Legislaturperiode nicht zu erwarten. In der nächsten Wahlperiode muss allerdings eine große Pflegereform kommen.