Statistiken zufolge sind in Deutschland ungefähr 40 Prozent der Bevölkerung chronisch krank. Demzufolge ist der Betroffene kein Einzelfall. Dennoch ist jede chronische Erkrankung eine individuelle Krankheit, da sich die aktuellen Beschwerden, der Verlauf, der Umgang des Patienten mit seinem gesundheitlichen Problem sowie das persönliche Umfeld stark voneinander unterscheiden. Entsprechend sind die Anforderungen an die Pflege von Patienten mit chronischen Erkrankungen sehr individuell und verschieden.
Was ist eine chronische Erkrankung?
Chronische Erkrankungen können angeboren oder erworben sein. Oft entwickeln sie sich aus akuten Krankheiten, wenn diese nicht ausheilen. Fachleute sehen jede Art von Krankheit als chronisch an, wenn sie länger als vier Wochen andauert. Das Fatale ist, dass chronische Erkrankungen mit degenerativen Prozessen verbunden sind, die sich nicht oder nur teilweise wieder umkehren lassen. Sie sind körperlicher oder seelischer Natur und bringen verschiedene Störungen, Schmerzen sowie Behinderungen mit sich. Beispiele für chronische Krankheiten sind:
- rheumatische Erkrankungen
- Arthrose
- Autoimmunerkrankungen
- Parkinson
Wie sollte das Personal mit den Betroffenen umgehen?
Wichtig ist, dem Patienten gegenüber Empathie zu zeigen. Denn nimmt das Personal die Beschwerden ernst, erträgt der Betroffene sie leichter. Der Pflegende muss dem Betroffenen zuhören können. Nur so ist es möglich, den aktuellen gesundheitlichen Zustand einordnen zu können. Darüber hinaus lassen sich oftmals aus den Aussagen des Patienten die richtigen Therapien ableiten. Geduld zeichnet jede Pflegekraft aus, doch bei der Betreuung chronisch kranker Menschen muss diese Eigenschaft besonders ausgeprägt sein. Wer darüber Kenntnis besitzt, nie wieder gesund zu werden und wer mit ständigen Beschwerden rechnen muss, der wird manchmal ungehalten. Derartige Gefühlsausbrüche muss die Pflegekraft kompensieren und aushalten können. Darüber hinaus benötigt das Personal zur jeweiligen Krankheit fundierte Fachkenntnisse. Es muss sich mit speziellen Hilfsmitteln auskennen. Nicht selten kommen im Alltag chronisch erkrankter Patienten
- Krankenrollstühle
- Gehstützen
- Beatmungsgeräte sowie Inhalationshilfen
- oder beispielsweise Pflegebetten
zum Einsatz. Der Pflegedienst von Patienten mit chronischen Erkrankungen ist darüber hinaus ein kompetenter Ansprechpartner für den Betroffenen. So kann das Pflegepersonal die Patienten selbst und Angehörige schulen, die den Patienten außerhalb der Betreuung durch den Pflegedienst mobilisieren und pflegen.
So sollten die Räumlichkeiten von chronisch Kranken beschaffen sein
Jede chronische Erkrankung bringt nicht nur spezielle körperliche und/oder psychische Einschränkungen mit sich. Sie kann sich unter bestimmten räumlichen Voraussetzungen außerdem verschlimmern. So sollten die Räume für chronisch Lungenkranke gut zu durchlüften sein. Parkinson-Patienten hingegen profitieren von großzügig gestalteten Räumen und breiten Türen, weil motorische Blockaden dann seltener auftreten. Überall dort, wo Krankenfahrstühle und Toilettenstühle zum Einsatz kommen, muss ausreichend Platz vorhanden sein. Pflegebetten sollten so aufgestellt sein, dass der Pflegende sie von allen Seiten erreicht. Das erleichtert das Umlagern und die Pflege des Patienten. Je nach Stadium der Erkrankung sowie nach der individuellen Einschränkung können Umbauten im Badezimmer oder ein Treppenlift sinnvoll sein.
Belastung für Patienten und Angehörige
Chronische Erkrankungen gehen mit so vielen unterschiedlichen und sich teilweise verändernden Symptomen einher, dass die Diagnose oft erst spät gestellt wird. Zum einen bedeutet dies für den Patienten Erleichterung, denn seine Beschwerden werden nun ernst genommen und er weiß, woran er ist. Zum anderen aber entwickeln sich Ängste und weitere Unsicherheiten. Was passiert nun mit mir? Und wie lange werde ich noch selbständig sein? All diese Fragen beschäftigen nicht nur den Patienten, sondern auch seine Angehörigen. Sie empfinden es als stark belastend, das Leiden ihres Liebsten mit ansehen zu müssen, ohne helfen zu können. Daher ist es wichtig, den Patienten sowie die Angehörigen in die Pflege mit einzubinden.
Selbstwertgefühl des Patienten
Neben dem Körper und der Seele leidet das Selbstwertgefühl des Patienten, zumal Menschen mit Einschränkungen in unserer Gesellschaft mitunter als weniger leistungsfähig und demzufolge als weniger wertvoll angesehen werden. Um das Vertrauen in die eigene Person zu stärken, ist es wichtig, auf ein sauberes und gepflegtes Erscheinungsbild zu achten. Im Falle entstellender Operationen können bestimmte kosmetische Maßnahmen oder Perücken helfen, das gewohnte Erscheinigzungsbild zu erhalten. Die Patienten fühlen sich dadurch meist wohler und in der Öffentlichkeit weniger auffällig. Eine weitere Möglichkeit, das Selbstwertgefühl des Patienten aufzubauen, ist der Besuch von Selbsthilfegruppen. Der Betroffene kommt mit Gleichgesinnten zusammen und fühlt sich mit seiner Einschränkung weniger allein. Hier erfahren die Betroffenen und ihre Angehörigen zusätzliche Unterstützung und erhalten so manchen Tipp, den sie im Alltag umsetzen können. Oder sie setzen sich aktiv für andere Betroffene ein.