Mit steigender Lebenserwartung nimmt auch die statistische Häufigkeit altersbedingter Krankheiten zu. Demenzerkrankungen machen sich erst relativ spät bemerkbar. Nur selten wird die Diagnose vor dem 60. Lebensjahr gestellt. Der Verlauf ist individuell, kann sich langsam entwickeln aber auch rasant voranschreiten. Nach und nach gehen Denkvermögen, Sprache und alltägliche Handlungskompetenzen verloren. Früher oder später sind alle an primärer Demenz erkrankten Patienten auf Hilfe angewiesen, denn Chance auf Heilung besteht grundsätzlich nicht. Auffallende Vergesslichkeit, plötzliche Orientierungslosigkeit an vertrauten Orten, Schlafstörungen, Teilnahmslosigkeit und nachlassende Hirnleistung sind erste Symptome. Mit Hilfe eines standardisierten Tests sollte schon beim ersten Verdacht eine rasche Diagnose gestellt werden, da mit den richtigen Medikamenten und begleitenden Therapieformen der Krankheitsverlauf verzögert werden könnte.
Oberstes Ziel: Erhalt der Selbstständigkeit
Obwohl die Zerstörung der Gehirnnerven unwiderruflich ist, ist es wichtig, die noch vorhandene geistige Leistungsfähigkeit zu stabilisieren und die Kompetenzen zur selbständigen Bewältigung des Alltags der Patienten so lange wie möglich zu bewahren. Oberstes Ziel jeder primären Hilfe bei Demenz, wie der therapeutischen Behandlung ist die Hinauszögerung der Pflegebedürftigkeit und der Erhalt der Selbstständigkeit. Das bedeutet, dass an Demenz erkrankten Senioren so lange wie möglich in ihrem gewohnten Umfeld verbleiben und von ihren Familien oder aber einem professionellen mobilen Pflegedienst betreut werden. Oft zeigt die Erfahrung, dass der tägliche Umgang nicht in der Alterspflege geschulter Familienmitgliedern mit ihren an Demenz erkrankten Senioren Spuren der Überforderung hinterlässt. Dies liegt daran, dass die Persönlichkeitsveränderungen im Verlaufe der Krankheit beträchtlich sein können und die Familie Schwierigkeiten hat zu verstehen, dass die Patienten die Kontrolle über das eigene Verhalten verloren haben. Auch an Demenz erkrankte Menschen spüren sehr deutlich, dass etwas nicht stimmt, dass ihnen gewohnte Abläufe, vertrautes Wissen abhandengekommen ist. Sie sind darüber höchst beunruhigt, verzweifelt, empfinden Angst.
Es ist ratsam, sich in dieser Zeit unbedingt im Umgang mit Demenzpatienten beraten zu lassen. Die alltägliche Kommunikation mit Demenzkranken ist erst zu erlernen: Sie sollte in einfachen, kurzen Sätzen erfolgen. Der Ton sollte fürsorglich und doch bestimmt sein, wichtige Anweisungen sollten mehrfach wiederholt werden. Eine große Herausforderung stellt für viele die Einübung von Geduld dar, da Reaktionen der Patienten bis zu Minuten auf sich warten lassen können und auch dahinter nicht notwendig eine missmutige Provokation stecken muss. Etwaige Anschuldigungen oder aber Vorwürfe der Patienten gehören zum Krankheitsbild und sollten nicht über Gebühr Beachtung finden. Sorgen Sie für Routine und Beständigkeit, sprechen Sie freundlich und anerkennend Lob für jede Anstrengung ihres Patienten aus, lächeln Sie!
Holen Sie sich Rat für Angehörige und, wenn nötig, professionelle Hilfe. Sie können viele Aspekte abdecken, es gibt eigenes Geschirr und Besteck, es gibt Gehhilfen, Anziehhilfen, geeignete Badeinrichtungen, eigene Uhren und professionelle Produkte zur Bewältigung von Inkontinenz in der täglichen Patientenversorgung Zuhause. Lassen Sie sich von Profis beraten. Das wichtigste ist in dieser Phase, dass die Patienten in ihrem eigenen Heim und vertrauten Umfeld optimal betreut werden können.
Hilfe in Anspruch nehmen
Angebotene Hilfe bei Demenz auch wirklich in Anspruch zu nehmen hat in diesem Zusammenhang eindeutig mit Verantwortung zu tun, ebenso wie das Eingeständnis, dass man ab einem gewissen Punkt einer gewissen Aufgabe nicht länger gewachsen ist. Für gewisse Zeit mag dann eine auf Demenzerkrankungen spezialisierte Tagesbetreuungseinrichtung Abhilfe schaffen, die den Pflegebedarf einerseits mit eigens geschultem Personal nachkommt, andererseits aber auch geeignete Therapie- und Freizeitangebote erbringt. Neue Kontakte, Bekanntschaften und gemeinschaftliche Aktivitäten lassen die Patienten oftmals wieder aufblühen. Außerdem käme eine teilstationäre Pflegeeinrichtung zur Pflege bei Demenz in Betracht, die bei Bedarf eine zeitweise Betreuung übernehmen könnte.
Moderne Wohnformen für Demenzerkrankte
In den meisten Fällen wird früher oder später der Tag kommen, an dem sich die Familie eingestehen muss, dass die alltägliche Betreuung und dauernde Beaufsichtigung des in seiner Krankheit schon weiter fortgeschrittenen Patienten durch die Familien nicht mehr möglich ist. Auch in diesem Fall gibt es passende Angebote, die eine optimale Versorgung der Patienten sicherstellen. Aktuellen Studien zufolge würden sich beispielsweise weit mehr als die Hälfte aller Senioren ein Jahr nach ihrem Einzug in eine Anlage des „Betreuten Wohnen“ wieder für diese Wohnform entscheiden. Die noch recht selbstständigen Patienten leben hier in eigenen Wohnanlagen mit jeweils 60 bis 80 Apartments und können je nach Pflegebedarf einzelne Dienste beanspruchen, die in einem eigenen Betreuungsvertrag vereinbart werden. Gerade bei fortschreitenden Krankheiten wie der Demenz ist allerdings zu bedenken, dass hier eine andauernde, bedarfsgerechte Krankenpflege nicht geleistet werden kann und es in diesem Fall zu einer Übersiedelung in ein Pflegeheim kommen müsste.
Wenn eine häusliche oder teilstationäre Pflege nicht mehr möglich oder sinnvoll erscheint, sollte eine vollstationäre Pflegeeinrichtung wie ein spezialisiertes Alten- und Pflegeheim in Betracht gezogen werden.