Alternative Wohnformen und spezielle Betreuung und Pflege für Demenz-Patienten
Die durchschnittliche Lebenserwartung für Frauen und Männer steigt kontinuierlich an. Diese erfreuliche Entwicklung ist allerdings mit gesellschaftlichen Herausforderungen verbunden. Fast 3 Millionen Menschen sind bundesweit pflegebedürftig. Dabei nimmt auch die Anzahl an Demenzerkrankungen zu. Eine Betreuung und Pflege ist hierbei mit besonderen Anforderungen und Problemen verbunden. Ein situationsgerechtes Wohnen mit bedarfsgerechter Unterstützung kann für Demenz-Patienten in der eigenen Wohnung, in einer Pflegeeinrichtung oder im Rahmen eines sogenannten betreuten Wohnens stattfinden. Der Begriff ist gesetzlich nicht geschützt. Daher sind für das betreute Wohnen für Demenz-Patienten auch Bezeichnungen wie Wohnen Plus, Service-Wohnen oder Wohnen und mehr geläufig. Damit ist das Ziel verbunden, von einer Demenzerkrankung betroffenen älteren Menschen ein selbstständiges und sicheres Leben durch zuverlässige Ansprechpartner und soziale Kontakte zu ermöglichen.
Verschiedene Wohn- und Betreuungsmöglichkeiten unter Berücksichtigung der Krankheitsentwicklung
Die Grenzen zwischen alternativen Wohnformen für ältere und erkrankte Menschen sind fließend geworden. Das hängt von den unterschiedlich angebotenen Wohnmöglichkeiten und Leistungen ab. Diese setzen sich aus Basisleistungen und zusätzlichen Wahlleistungen zusammen. Je nach Eigentümer, Träger oder preislichen Bedingungen können deutliche Unterschiede bestehen. In ausgesuchten, möglichst barrierefreien Wohnanlagen können Betroffene einzeln oder mit Lebenspartner in einem eigenständigen Wohnbereich leben. Für die soziale Verbindung in der Wohnanlage stehen bestimmte Gemeinschaftsräume zur Verfügung. Zu den Basisleistungen zählen:
- Hausnotruf für Hilfeersuchen rund um die Uhr
- Regelmäßiges Beratungsangebot innerhalb der Wohnanlage durch einen qualifizierten Betreuer
- Nutzung der Gemeinschaftsräume
- Hausmeisterdienst zur Überprüfung des ordnungsgemäßen Zustands der Wohnanlage und Durchführung kleinerer Reparaturen und Hilfeleistungen
- Gebäudereinigung und Winterdienst
- Maßnahmen zur Förderung der Gemeinschaft in der Wohnanlage, Unterstützung bei der Organisation von Freizeitaktivitäten
Gegen Bezahlung können verschiedene Zusatzleistungen (Wahlleistungen) gebucht werden:
- Hilfe beim Einkaufen, der Wohnungs- und Wäschereinigung
- Vermittlung eines ambulanten Pflegedienstes zur Durchführung anfallender Pflegeleistungen
- Essensservice (im Haus oder Essen auf Rädern)
- Fahrdienste/Besucherdienste
- Wellness-Angebote
Vor einem Vertragsabschluss sollten einige Punkte beachtet werden. Der Vertrag sollte gut verständlich sein, unklare Formulierungen sollten hinterfragt und geklärt werden. Außerdem sollte sorgfältig auf die Bausubstanz und die Lage der Wohneinrichtung (Infrastruktur: Öffentliche Verkehrsmittel, Einkaufsmöglichkeiten, Apotheke, Ärzte) geachtet werden.
Von Bedeutung ist auch die Struktur und Ausstattung der Wohnräume. Ebenso ist das Preis-/Leistungsverhältnis zu berücksichtigen. Dazu zählen insbesondere die angebotenen Service- und Wahlleistungen, die im betreuten Wohnen für Demenz-Patienten angeboten werden.
Die Möglichkeit einer freien Auswahl eines Pflegedienstes sollte für den Bedarfsfall gewährleistet sein. Beim betreuten Wohnen in einer Wohngemeinschaft sowie in der eigenen Wohnung erfolgen Pflegeleistungen einer Pflegeversicherung nur auf der Basis eines festgestellten Pflegegrades (früher Pflegestufen) gemäß dem Pflegestärkungsgesetz. Unter bestimmten Voraussetzungen sind außerdem Zuschüsse für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen möglich. Spezielle technische Sicherungen und Programme, kontrastreiche Farben zur Unterscheidung oder das Abdecken von Gefahrstellen dienen dem Schutz und der Orientierung für Demenzkranke. Typische Ängste und Aggressionen eines demenzkranken Menschen verringern sich dadurch. Diese Hilfen sorgen nicht nur für eine bessere Lebensqualität des Erkrankten, sondern entlasten auch Angehörige und professionelle Pflegekräfte. Durch eine bessere Kooperationsbereitschaft reduziert sich der Betreuungs- und Pflegeaufwand.
Eine ideale Wohnalternative: Ambulant betreute Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz
Hierbei wird in jedem Fall sehr speziell auf die Bedürfnislage der Erkrankten geachtet. In Demenz-Wohngemeinschaften teilen sich sechs bis zwölf an Demenz erkrankte Personen bei separaten Schlafmöglichkeiten ein gemeinsames Wohnzimmer und sowie die Küche. Professionelles Pflegepersonal kümmert sich um die Mieter. Dadurch kann eine eigenständige Lebensführung mit sozialen Kontakten so lange wie möglich gewährleistet werden.
Die Betreuung von Demenz-Patienten erfordert viel Mitgefühl, Verständnis und Geduld
Ob im Rahmen einer häuslichen Pflege oder in einer Wohnanlage unter Gleichgesinnten (mit dem Lebenspartner oder einem Angehörigen) - mit fortschreitender Erkrankung entsteht ein erhöhter Bedarf an Hilfe. Der altersbedingt einsetzende Funktionsausfall von Nervenzellen beeinträchtigt zunehmend die Hirnleistungsfähigkeit. Dadurch kommt es zu:
- Stimmungsveränderungen
- Antriebslosigkeit
- Gedächtnis- und Orientierungsstörungen
- Sprachstörungen
- Störungen des Denk- und Urteilsvermögens
- Persönlichkeitsveränderungen
Eine Demenzerkrankung kündigt sich an - Professionelle Hilfe rechtzeitig anfordern
Bestimmte Symptome deuten auf den Beginn einer Alzheimer-Erkrankung (häufigste Form der Demenzerkrankungen) hin. Gegenstände wie Schlüssel, Portemonnaie oder Brille werden verlegt und nur zufällig wieder aufgefunden. Ebenso fallen bestimmte Namen, Wörter oder Telefonnummern nicht mehr ein. Hinzu kommen unerklärliche Stimmungsschwankungen und räumliche Orientierungsprobleme. Außerdem werden wichtige Termine vergessen. Die Betroffenen sind mit fortschreitender Erkrankung nur noch eingeschränkt kooperativ und gelegentlich sogar aggressiv. Ein kritisches Ansprechen von Fehlverhalten wirkt kontraproduktiv. Der Betreuungs- und Pflegeaufwand steigt erheblich an. Angehörige und Lebenspartner sind mit der Zeit überfordert. Die Unterstützung durch einen professionellen Kranken- oder Pflegedienst ist unbedingt erforderlich. Erfahrene, gut ausgebildete Pflegekräfte sind im Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen geschult.
Sollte neben den Betreuungsmaßnahmen eine Grundpflege, hauswirtschaftliche Versorgung und medizinische Behandlungspflege bei einem Demenz-Patienten notwendig sein, ist eine umfangreiche Hilfe durch professionelle Pflegekräfte unumgänglich. Auf der Basis der Überprüfung durch den medizinischen Dienst übernimmt die Pflegekasse gemäß dem festgestellten Pflegegrad die entstehenden Kosten durch Gewährung von Sachleistungen an den Pflegedienst.